Wer gewinnt: Skills oder Glück?


Lesezeit: 5 min

Ich empfehle – mal wieder – eine unglaubliche Folge von Acquired.fm:

https://www.acquired.fm/episodes/michael-mauboussin-master-class-moats-skill-luck-decision-making-and-a-whole-lot-more Mein Gott ist der gut.

Insbesondere der Teil mit der Analyse zu: Skill vs. Luck

Und wie sich die Evolution von Skills auf Marktplätze / Systeme / Spielfelder auswirkt.

Nach meinem Verständnis vereinfacht zusammengefasst:

Je mehr Teilnehmer in einem Spiel ein hohes Skill-Level haben, desto relevanter wird der Faktor Glück.

Erscheint einfach und offensichtlich wenn’s einmal da steht, aber kann man sich super auf dem Hirn zergehen lassen.

Beispiel:

Investmentfirmen und Investoren haben in den letzten Jahrzehnten ihr Skill-Level krass angehoben. Es mag heute immernoch schlechte Investment-Firmen geben, aber es gibt insgesamt sehr viele gute Firmen mit guten Frameworks, Leuten und Tools.

Deshalb ist es heute viel schwieriger mit SKILL den Markt out-zu-performen, d.h. die Skill-Performer der Vergangenheit die die Competition hart abgehängt haben – – – deren ganzes Wissen ist mittlerweile im Schwarm angekommen.

Deshalb sucht man sich halt Nischen in denen noch wenig gute Player sind – aber die lassen sich wiederum nicht skalieren. Dilemma.

Beispiele aus dem Podcast, alle schön mit Statistiken untermauert:

Ice-Hockey: die Spieler sind alle extrem gut, deshalb ist der Glücksfaktor höher in seiner Wirkung auf die Ergebnisse – die Gesamtliga ist schlechter vorhersagbar.

Basketball: es gibt viele gute Spieler, aber es gibt immernoch herausragende Skill-Götter, wenn man die in ein Team zusammenpackt, dann gewinnt man aufgrund von Skill-Vorteil, nicht aufgrund von Glück – zumindest zu anderen Anteilen.

Lotto spielen: nur Glück.

Schach spielen: nur Skill.

Poker: irgendwo dazwischen.

Mag offensichtlich erscheinen, aber hier mal ein Beispiel aus dem Podcast:

Wenn jemand besonders gut darin ist Sachen zu sortieren und aufzuräumen, was wird er dann eher – a) Farmer oder b) Bibliothekar?

Was denkt ihr?



Die Antwort lautet: er wird mit höherer Wahrscheinlichkeit Farmer.

Aufgrund der Baseline.

Es gibt einfach sehr viel mehr Farmer auf der Welt als Bibliothekare.

Aber nochmal zurück zu Skills und Glück.

Wir sehen das nämlich eindeutig auch im digitalen Marketing.

Am Anfang der Nuller-Jahre war das Wissen über Online Marketing und Startup-Optimierung noch nicht sehr weit verbreitet, deshalb gab es folgende Skill-Vorteils-Phänomene:

In den Nuller-Jahren unglaublich viel Geld verdienen durch SEO.

In den frühen Zehner-Jahren ließ sich unglaublich viel Geld verdienen mit Google Ads und Facebook Ads.

In den späteren Zehner-Jahren ließ sich unglaublich viel Geld verdienen mit Influencer Marketing.

Und jetzt sind wir in den zwanziger Jahren und alle intelligenten Marktteilnehmer haben all diese Skills erworben.

20 Jahre Marketing-Evolution sind ins Land gegangen.

Heute überleben nur noch die Firmen die entweder bahnbrechend gute Produkte haben und ganze Marktsegmente durch ihre überragenden Produkteigenschaften überrollen – oder die in ihren überfüllten Marktsegmenten durch besonders gute Gründer-Geschichten überzeugen können.

Alle Hebel in allen Marketingkanälen müssen richtig gut gezogen werden.

Aber unter all dem sollte eine gute und echte Gründer-Geschichte als Fundament stehen – und diese will dann in vielen Variationen immer wieder neu erzählt werden.

Und nur spannende Gründer-Geschichten bringen auch die entsprechenden PR-Möglichkeiten – die wieder sehr wichtig geworden sind.

Branding, Brand und Marke als Gegengewicht? Ich verweise hierzu auf das weitverbreitete Unwissen rund um diese Begriffe. Ein Logo lässt sich designen, einen Markennamen kann sich jeder ausdenken, einen Claim kann sich jeder ausdenken und ein Markenversprechen kann jeder abgeben – aber die Wirkung einer Marke als differenzierendes Element im Marktgemetzel entfaltet sich normalerweise erst nach vielen Jahren konsequenter Erfüllung eben dieses Markenversprechens.

Der Weg zur Marke ist also theoretisch einfach, aber praktisch hart:

Verspreche deinen Kunden etwas. Erfülle das Versprechen. Immer. Viele Jahre lang. Dann wirst du Markenmacht ernten.

Don’t get me wrong: Skills spielen immernoch eine Rolle.

Jedes Eishockey-Team braucht Top-Player auf jeder Position – sonst verliert es sofort.

Jedes Marketing-Team braucht Top-Player auf jeder Position – sonst verliert es sofort.

Eishockey ist da dankbarer: man sieht das Problem sofort. Ein Top-Team gewinnt 10:1.

Im Marketing ist das schwieriger: Firma 1 kassiert ja nicht direkt Tore von Firma 2, 3 und 4. Die Probleme des “Verlierens” treten zeitversetzt auf. Oft wenn es schon zu spät ist.

Gutes Management.

Gute Kommunikation.

Gute Marktübersicht.

Kontinuierliche Evolution.

All dies vermisse leider viel zu oft.

Es gibt wenig Einsicht und wenig Einsatzbereitschaft – viel Verwirrung und Verschwendung.

Ich bin davon nicht frei, aber immerhin lerne ich die ganze Zeit und integriere die Learnings aus 10+ Jahren Online Marketing auf zahllosen Schlachtfeldern. Ich glaube – ich bin ein Veteran.

Also – zieht euch die Learnings von Michael Mauboussin im Acquired.fm Podcast rein – das gibt’s noch viel mehr zu hören als ich hier angerissen habe – das sind die Erkenntnisse eines ganzen Wirtschaftsforscher-Lebens in einen Podcast gepackt.

Happy Clicking & bis Übergleich,

John

21.06.2022 - 10:54 Uhr
21.06.2022 - 12:54 Uhr

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